Polyhymnia

Große Choralkonzerte und mehrchörige Psalmen

 

alt

Wie schön leuchtet der Morgenstern /
 Voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn /
Die süße Wurzel Jess /
Du Sohn Davids aus Jacobs Stamm /
 Mein König und mein Bräutigam /
 Hast mir mein Herz besessen /
 Lieblich /
 freundlich /
 Schön und herrlich /
 Groß und ehrlich /
 Reich von Gaben /
 Hoch und sehr prächtig erhaben.

Choralkonzert von Michael Praetorius aus „Polyhymnia“

 

Klanggewaltige mehrchörige Kompositionen von Praetorius und Schütz standen auf dem Programm des gemeinsamen Konzertes des Kammerchores Cantus Solis Karlsruhe und des Kammerchores der Christuskirche Karlsruhe am 13. Dezember 2015 in der Christuskirche Karlsruhe. Die Chöre wurden durch ein Instrumentalkonsort aus Bläsern und Streichern in historisch informierter Aufführungspraxis erweitert.

Das Motto des Konzertes „Polyhymnia“ ist dem Titel einer mehrbändigen Sammlung von Choralkonzerten von Michael Praetorius (ca. 1572-1621) entlehnt, die er 1613 nach dem Tode des Herzogs Heinrich Julius von Wolfenbüttel in Dresden zu komponieren begann, da er dort die Möglichkeit erhielt, mit der Dresdner Hofkapelle seine neuen Werke im konzertierende Stil der italienischen Schule zu erproben. Musikalische Grundlage blieb jedoch der protestantische Choral. Die Werke der zwischen 1619 und 1621 herausgegebenen „Polyhymniae“ sind teilweise mit bis zu sechs Chören besetzt, wobei einzelne Chöre von Instrumenten übernommen werden, die in kleineren Zwischenspielen eigenständige und bedeutendere Aufgaben erhalten. Michael Praetorius verstand sich mit seinem überwältigend umfangreichen Werk als Wegbereiter und Vermittler des neuen italienischen Stils im protestantischen Deutschland. Er prägte somit den stilistischen Wandel von Renaissance zum Barock entscheidend.

Konnte sich Praetorius nur durch ein Studium der herausgegebenen Werke italienischer Komponisten mit dem neuen Stil vertraut machen, verbrachte Heinrich Schütz (1585-1672) mehrere Jahre in Venedig, um bei Giovanni Gabrieli zu studieren. In seinen Psalmen Davids (1619) komponiert er zum ersten Mal im sogenannten italienischen Stil, d.h. mit bis zu vier im Wechsel konzertierenden Chören.

Zeitgenosse und musikalischer Wegbegleiter sowohl von Schütz als auch von Praetorius war Johann Hermann Schein (1586-1630). In seinem Israelsbrünnlein (1623) verarbeitet er ebenfalls italienische Neuerungen nach den Vorbildern der Madrigalkompositionen, die besonderen Wert auf die musikalische Ausgestaltung des Textinhaltes legten. In diesen 5-stimmigen Kompositionen finden sich ebenfalls Vorformen der venezianischen Mehrchörigkeit.

Gerade die räumlichen Bedingungen in der Christuskirche Karlsruhe bieten die idealen Voraussetzungen für eine Aufführung der hier vorgestellten Kompositionen, die ganz von dem Wechsel und dem Gegenüber der miteinander konzertierenden Sänger- und Instrumentalgruppen auf verschiedenen Emporen leben und dem Zuhörer ein unmittelbares Erleben der musikalischen Strukturen ermöglicht.

 

 

Programm

Michael Praetorius (ca. 1572-1621)

aus: Polyhymnia Panegyrica (1619)
       Erhalt uns Herr bei deinem Wort
       Choralkonzert à 17 Stimmen

 

aus: Polyhymnia Puericinium (1621)
       Wie schön leuchtet der Morgenstern
       Choralkonzert à 13 Stimmen

 

aus: Motectae et Psalmi Latini (1605/07)
       Peccavi fateor
       Ecce dominus veniet

Heinrich Schütz (1585-1672)


aus: Psalmen Davids (1619)
       Zion spricht: der Herr hat mich verlassen
       Wohl dem, der den Herren fürchtet à 4 Chöre

 

aus: Geistliche Chormusik (1648)
       Unser Wandel ist im Himmel

Johann Hermann Schein (1586-1630)

aus: Israelsbrünnlein (1623)
       Wende dich, Herr, und sei mir gnädig